Am Sonntag gibt es in der Basilika von Seckau eine Ihrer konzertanten Klanginstallationen. Ist dabei der Sakralraum quasi der musikalische Dramaturg?
CHRISTIAN MUTHSPIEL: Es gibt eine vorbereitete dramaturgische Fahrspur, welche aber spontan verlassen und auf welche wieder zurückgekehrt werden kann. Ich versuche, im Moment des Musizierens mit allen Sinnen im sakralen Raum zu sein, um mit diesem im Dialog zu stehen und mich auf den Moment mittels Improvisation einzulassen.
Wie darf man denn den Titel "Soundscape/Darkness . . . (into the light) . . . verstehen?
MUTHSPIEL: Beginnend im Dunkel und über den Klang, der sich in diesem besonderen Kirchenraum ganz spezifisch verhält, ins Licht. Das ist quasi die große Linie des Stückes, eine Vision, auch eine Vorstellung von Religiosität.
Sie befinden sich gerade in einer selbst auferlegten Klausur.
MUTHSPIEL: Ja, um ein Posaunenkonzert für mich als Solisten und groß besetztes Orchester zu schreiben. Während der ersten Arbeitsphase ist mein "Posaunenvater" Albert Mangelsdorff verstorben, da hat das Stück spontan eine Wendung erfahren und wird sich nun als Hommage an ihn intensiv mit dem mehrstimmigen Spiel auf der Posaune beschäftigen.
Sie ziehen sich als aufführender Musiker immer mehr zugunsten des Komponierens zurück?
MUTHSPIEL: Es stimmt, dass ich zur Zeit andere Schwerpunkte setze. Unter anderem habe ich das Vienna Art Orchestra nach zehn wunderbaren Jahren verlassen. Das Komponieren und die Vorbereitung auf die Dirigate nehmen viel Zeit und Energie in Anspruch. Beim Komponieren für großes Orchester hat man nach einem guten Arbeitstag vielleicht 10 Sekunden Musik aufgeschrieben.
Konzert in Seckau mit Werken von Christian Muthspiel und Thomas Daniel Schlee (Oratorium "und ich sah", u. a. mit der "cappella nova graz"). 9. 10., 18 Uhr.
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