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Schlußkonzert beim "steirischen herbst" in der List-Halle Graz
Trauermarsch für Peter Oswald
(...) Das Klangforum Wien spielte in der List-Halle Neue Musik. Ein Ausklang ohne Wehmut, aber voller schöner Erinnerungen.


Ob es an der weithin bekannten Liebe des "herbst"-Präsidenten Kurt Jungwirth zum königlichen Spiel liegt, dass zum Abschluß der Intendanz Oswald der Konzerttitel "fin de partie" gewählt wurde? Der französische Terminus für die Schlussphase beim Schach diente Samuel Beckett als Titel für sein Stück "Endspiel". Dass sich bei Beckett zwei Männer in einer heillos verfahrenen Situation einen absurden Schlagabtausch liefern, muss jedenfalls nicht als blanke Selbstironie des "herbst"- Duos Oswald / Jungwirth gewertet werden. Denn dessen Ära ging mit einem Konzert zu Ende, dass die bewegensten Momente der vergangenen Jahre in Erinnerung rief.

Das Klangforum Wien interpretierte Werke vo Hans-Peter Kyburz. Giacino Scelsi, Salvatore Sciarrino und Beat Furrer. Den letzten beiden waren mit "Macbeth" beziehungsweise "Begehren" zwei herausragende Produktionen der jüngeren "herbst"- Historie gewidmet.

Und Scelsi war einer der wichtigsten Komponisten im Wirken Oswalds als "musikprotokoll"- Leiter.
Kyburz' "Parts", Scelsis Violinkonzert "Anahit" und Furrers "Nuun" erlangen langsam Klassikerstatus, woran die prägenden Interpretationen des Klangforums nicht ganz unschuldig sind.
Von Beat Furrer dirigiert, präsentierte das Ensemble auch ein neues Stück. Sciarinos "Archeologia del telefono" ist ein fesselndes vierstündiges Concertante in der typisch eigenständigen Tonsprache dieses Weltmeisters. Das Ensemble spielte gewohnt brilliant.

Sinn für Ironie bewies man mit einem Überraschungsstück für Peter Oswald. Der Trauermarsch aus Puccinis unbekanntester Oper "Edgar" markierte das künstlerische Ende der Intendanz. Das Stück war dennoch liebevoll gewählt: Denn in "Edgar" wird nur ein leerer Sarg über die Bühne getragen, der darin vermutete Titelheld erfreut sich in Wahrheit bester Gesundheit.

Martin Gasser

erschienen in:
Kronen Zeitung, 31.10. 2005