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Abgebranntes Adieu in der Halle ohne Reue
Peter Oswalds "herbst"-Rückblick und -Buch


Graz - Ein bisschen gedrückt war die Stimmung im großzügigen Beton-Foyer der Grazer Helmut-List-Halle, als Intendant Peter Oswald und Präsident Kurt Jungwirth sich vom Gegenwartskunstfestival steirischer herbst und den Medien verabschiedeten. Ein kämpferisches Festival sollte das letzte unter Oswalds Intendanz sein, die er im Jahr 2000 euphorisch mit dem Ruf "diese Stadt wird brennen" angetreten hatte. Doch übrig blieb ein finanziell abgebranntes Festival, das heuer ohne große Höhepunkte verlief. Dennoch zählte man rund 104.000 Besucher, 5000 mehr als 2004.

Das Erbe für Oswalds Nachfolgerin, Veronica Kaup-Hasler, die sich bei den bis 30. Oktober laufenden Veranstaltungen einen Überblick über die lokale Szene zu verschaffen sucht, ist kein leichtes. Tatsächlich werden wohl Land und Stadt noch eine Weile "brennen" müssen, bis der herbst wieder schuldenfrei ist. Doch Kaup-Hasler bestand darauf, einen Geschäftsführer zur Seite gestellt zu bekommen. Finanziell gefährliche Entscheidungen, die der begeisterte Intendant Oswald traf (wie das Betreiben der teuren List-Halle) sollten dadurch singulär bleiben.

Inhaltlich zeigten sich Präsident Kurt Jungwirth, der nach über 30 Jahren sein Amt niederlegt, und Oswald aber äußerst zufrieden und standen nicht an, sich gegenseitig zu loben. Der steirische herbst sei nach wie vor "mit Abstand das große kulturelle Markenzeichen der Stadt", sagte Jungwirth. Es sei "immer gegen den Mainstream, dieses verhüllende Neuwort für die Diktatur des Kapitalismus", geschwommen, ergänzte der ehemalige VP-Landesrat Jungwirth. Das Rudern gegen den Mainstream sei dabei stets die "Marke Oswald" gewesen.

Oswald zeigte sich so gerührt von diesen Worten, dass er sich selbst Sprachlosigkeit attestierte, diese dann aber doch überwand. Er hätte einiges "gerne noch weiter geführt", etwa die Unterstützung junger Autorinnen wie Gerhild Steinbuch oder Kathrin Röggla, doch "es gab eben Budgetzwänge". Glücklich zeigte Oswald mit Peter Ablingers Stadtoper, die "ein berührender Abschluss" sei und - trotz vieler Turbulenzen - über sein Engagement für die List-Halle, das er "mittlerweile in keiner Weise bereue".

Eine "visuelle Zusammenschau, kein repräsentatives Abfeiern" ist für Oswald das großformatige Hochglanz-Buch Im Spiegel. Es wird heute, Samstag, um 19 Uhr in der List-Halle präsentiert. Danach, um 20 Uhr, findet das Abschlusskonzert mit Lieblingswerken von Oswald statt. Es trägt den Titel fin de partie

Colette M. Schmidt

erschienen in:
DER STANDARD, 29./30.10.2005