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Gerhard E. Winkler
Sphaira
Ort   Helmut-List-Halle
Uraufführung   8. 10. 2005
 19.30 Uhr


Der Grundgestus von Sphaira gleicht einer Art von „berstendem Kontinuum“.
Als Kontinuum, das immer wieder zerbricht, oder als fortgesetztes, kontinuierliches Bersten: der existenziellen Sehnsucht des Menschen nach Ordnung, Zusammenhang, Geborgenheit steht eine inkonsistente Wirklichkeit gegenüber, die von Katastrophen geprägt wird, die sich in komplexer Vielfalt verschachtelt, verfaltet und vervielfältigt.

Den Gang dieser Konflikte von „mikrosphärischen“ Einheiten bis in globale und metaphysische Konzepte hat jüngst Peter Sloterdijk in seinem Dreiteiler „Sphären“ nachvollzogen, der die zeitgemäße Darstellung unseres Daseins als „Schäume“ definiert, als Lebensform grundiert und umfasst von einer „Theorie ko-fragiler Systeme“.
Darüber wölben sich in dieser Musik drei Textebenen, gesungen von drei „Sphärengängern“ – Koloratursopran, Mezzosopran und Chansonnier-Bariton –, die von Augenblicken der revolutionären Veränderung der (Selbst-)Wahrnehmung des Menschen handeln.
Der erste (dokumentierte) Blick durch ein Fernrohr „hinaus“, in die Weiten des Alls (Galileo Galileis „Sidereus Nuncius“), die ersten Blicke „von oben“, aus der Vogelperspektive „herunter“ auf die Erde (Jean Pauls literarische Verarbeitung der ersten Ballon-Flüge in seinem Text „Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch“ aus dem „Komischen Anhang des Titan“), und schließlich die durch die Psychoanalyse angerissenen Blicke ins eigene Innere „hinein“, als deren Dokument eine der „Hymnen“ von Hugo Ball steht.
Musikalisch basiert das Werk auf Computersimulationen von „Störungen“ eines „ko-fragil“ vernetzten Systems durch katastrophenartige Ereignisse.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die Technik des „Zoomens“, also des kontinuierlichen Übergangs zwischen mikro- und makrostrukturellen Räumen: Mikroglissandi etwa können in raumgreifende Makrobewegungen projiziert werden, winzige Klang-Splitter werden zu makroskopischen Rissen in der Gesamtform.