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Manfred Willmann
Werkblick
Kurator     Peter Pakesch
Ort   Neue Galerie
Eröffnung   23. 9. 2005, 19 Uhr
Dauer   24. 9. – 1. 11. 2005
Di - So 10 - 18 Uhr, Do 10 - 20 Uhr 


Es ist eine „Landvermessung des kleinen sozialen Raums“, die Manfred Willmann in seinen umfangreichen Serien „Die Welt ist schön“ (1981-93) und „Das Land“ (ab 1981) über mehr als ein Jahrzehnt vorgenommen hat. Dokumentarisch und gleichzeitig undistanziert bildet der Künstler das bäuerliche Leben ab, doch ländliche Scheinidylle kann man auf Willmanns Bildern lange suchen. Ein Saukopf in einem Plastikeimer, schmutzige Fingernägel, ein ertrunkener Vogel und volle Aschenbecher auf Wirtshausstammtischen, dann wieder Schmetterlinge auf üppigen Blumenwiesen, herrliche Landschaftspanoramen, Sonnenuntergänge, ein blühender Baum und Laub auf dem Waldboden. Alles in allem Dinge zwischen Schönheit und Hässlichkeit, die die Bilderwelt der Südsteiermark bestimmen, die Gegend zwischen Kleinwuggitz und Großlieschen, die der Grazer Photograph stets „das Land“ nennt. Autobiographische Elemente und persönliche Motive stechen nicht nur Eingeweihten ins Auge. Um Objektivität bemühte sich Willmann nie, wozu auch? Es ist die subjektive Sicht auf objektive Dinge des Alltags, eine neue Form des Dokumentarischen, die die Qualität von Willmanns Photographie ausmachen.

Als junger Meisterschüler der Kunstgewerbeschule fiel Manfred Willmann mit einem lebensgroßen photographischen Selbstportrait auf, das seinen Körper und die parallel dazu abgebildeten Gebrauchsgegenstände fragmentarisch darstellte (Selbstportrait, 1971). Auch die „Kontaktportraits“, mit deren Publikation Willmann 1975 in einer Einzelausstellung erstmals an die Öffentlichkeit trat, zählen zu den konzeptionellen Arbeiten des Künstlers. Anfang der 1980er Jahre begannen Manfred Willmanns Arbeiten, stilllebenhafte Züge zu entwickeln. Zahlreiche Aufnahmen von Essen und Trinken entstanden, die ihr Interesse auf den gesellschaftlichen Aspekt des Rituals der Nahrungsaufnahme fokussierten. Auch die Motive der Serie „Schwarz und Gold“ (1979-81), eine dreiteilige Sammlung von Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Menschen und Dinge aus der unmittelbarer Umgebung des Künstlers, fallen aus dem Rahmen. „Ich träume nie!“, behauptete Willmann und hielt in rein subjektiven Assoziationen seinen persönlichen Kosmos fest. Wer die Bilder versteht, erfährt viel über den Künstler.

In seinen zahlreichen Arbeiten schöpft Willmann bis heute aus den endlosen Mitteln, die das Medium Photographie zu bieten hat, wobei seine Methoden ebenso ambivalent erscheinen wie seine Motivwahl. Manfred Willmann – Werkblick soll einerseits einen Überblick darüber geben, was in mehr als 30 Jahren künstlerischen Schaffens zu einem facettenreichen Gesamtwerk gewachsen ist. Andererseits wird die Ausstellung Arbeiten aus Manfred Willmanns jüngerer Schaffenszeit vorstellen, die bisher noch unveröffentlicht waren oder eigens für die Schau produziert wurden.